Stefanie, der Schreiberling

Der Beginn

Mein Interesse an der Biologie begann mit Genetik, bis wir zum ersten Mal im Unterricht eine Nervenzelle zeichneten und lernten, wie sich die elektrischen Signale verbreiteten. Allerdings war bei mir nicht nur das Interesse an Biologie ein Faktor, der mein Studium bestimmte. Für mich war das wichtigste, in meinem Job Englisch sprechen zu dürfen – und die Wissenschaft schien (und ist) ein guter Platz dafür.

Die Doktorarbeit

Sobald ich mit dem Studium begonnen hatte, wusste ich, dass ich promovieren musste – denn ich wollte Wissenschaftler werden, in einem Labor arbeiten und forschen. Ich hatte da dieses Bild im Kopf, wie das Leben eines Forschers aussehen würde. Selbst die harsche Wahrheit konnte mich jahrelang nicht eines Besseren belehren.

Meine Zeit am ZI war vieles: spannend, anstrengend, begeisternd, enttäuschend, lehrreich. Und einiges mehr. Meine damalige Chefin ist eine besondere Person. Sie konnte mich wunderbar zur Verzweiflung bringen, und doch konnte ich ihr nie lange böse sein, denn sie wollte immer das beste für ihre Studenten. Meine Kollegen waren zu einem Großteil wunderbar und ich vermisse sie sehr. Viele tolle Momente und Abenteuer hatten wir zusammen. Trotzdem begann ich während der Doktorarbeit endlich zu begreifen, dass meine Zukunft nicht in einem Labor liegen konnte.

Warum nicht?

Einerseits fand ich es einengend, sich so stark auf ein einziges, winziges Thema zu konzentrieren. Es gab so viel zu tun, dass man kaum über den Tellerrand sehen konnte, selbst bei großen Konferenzen. Andererseits hatte ich die Lebensumstände nicht bedacht. Ich wollte eine Familie. Ich wollte mit meinem Mann und meinen Kindern im schönen Odenwald leben (wo mein Mann auch arbeitet). Eine Fahrtzeit von mindestens einer Stunde zu den nächstgelegenen Labors passte da nicht ins Bild.

Danach

Während meiner Doktorarbeit wurde unser Traum wahr und ich wurde zum ersten Mal schwanger. So blöd es klingt, das Timing hätte nicht besser sein können. Die Experimente waren fast alle abgeschlossen, wobei meine Kollegen mir noch mit einigen Dingen halfen. Die Arbeit schrieb ich während der Elternzeit von zuhause aus, danach arbeitete ich noch ein paar Monate im Homeoffice, schrieb Publikationen und wertete Daten aus. Gleichzeitig beschloss ich, Wissenschaftsjournalistin zu werden, und machte ein Fernstudium „Journalismus“. Auch das zweite Kind kam, und die Frage wurde dringender, wie es weitergehen sollte.

Zufälle und liebe Menschen

Den Kontakt zu dem Redakteur, der meinen ersten Artikel veröffentlichte, bekam ich durch den Mann meiner Chefin. Seine Mail begann er mit „Manchmal passieren kurz vor Weihnachten besondere Dinge…“, das hat sich mir ins Gedächtnis gebrannt.

Tatsächlich begann so meine Karriere als Wissenschaftsjournalistin, obwohl es noch bis Mai dauerte, bis ich mich endgültig selbstständig machte. Und nun? Ich könnte nicht glücklicher sein: Ich habe meine Familie, für die ich immer da sein kann. Und ich habe eine Aufgabe, die mich vollständig erfüllt und begeistert.

Das Laborleben vermisse ich kaum, aber viele der Menschen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe. Trotz mancher Widrigkeiten: Ich bereue meinen Weg nicht.