Star Wars, oder wie das Fernsehen unser Weltbild verändert

Gestern stolperte ich über eine Studie, in der es um die Kostüme in Star Wars-Filmen geht. Genauer gesagt, um die Kostüme der weiblichen Charaktere Padme Amidala und Leia Organa. Das Ergebnis: Beide Frauen schienen anfangs deutliche Machtpositionen zu haben, gleichzeitig trugen sie Kleidung, die ihren Körper eher verdeckte. Je mehr sie in eine Romanze gezogen wurden, desto mehr Haut zeigten sie, und desto schwächer wurde ihre Macht in der Wahrnehmung der Zuschauer.

Klar, dachte ich mir zunächst, und warum muss man darüber gleich eine wissenschaftliche Studie veröffentlichen? Aber dann begann ich, ein wenig nachzudenken.

Immerhin weiß man bei Stormtroopern nicht, ob sich Männer oder Frauen unter den Helmen verbergen…

Früher vs. Heute

Mir fielen die kurzen Kleidchen ein, die Frauen in Star Trek TOS (The Original Series, das ist Captain Kirk, für die Unwissenden 😉 ) immer brav trugen. Selbst, wenn sie immerhin zu den Offizieren gehörten, die auf der Brücke der Enterprise die Geschicke der ganzen Mannschaft lenkten. Nun, das war natürlich früher. Schon unter Captain Picard sahen die Uniformen der weiblichen Crewmitglieder teilweise aus, wie die der Männer – wenn man sich Deanna Troi nicht zu genau ansah. Bei Captain Janeway auf der Voyager gab es dann Seven of Nine. Zwar ohne viel Haut, aber diese Kurven… Und selbst bei Star Trek Enterprise (die Serie startete 2001) kann man nicht anders, als T’Pol anzustarren. Sie ist meistens ausreichend bekleidet (auch wenn es andere Szenen gibt), hat einen Kurzhaarschnitt und als Vulkanierin auch einen emotionslosen Gesichtsausdruck. Trotzdem lässt ihr Anblick wohl viele Herzen höher schlagen.

Und wo ist da die Wissenschaft?

Ich gebe zu, dass ich auch gerne in Filmen oder Serien hübsche Frauen sehe (das hat nicht unbedingt mit der Bekleidung zu tun, aber trotzdem). Attraktive Menschen wirken einfach anziehender, vertrauenswürdiger, freundlicher – dieses Phänomen nennt sich attractiveness halo (von engl. halo = Heiligenschein). Trotzdem halte ich mein Bild der Rollen von Mann und Frau gefestigt genug, um mich von Filmen in dem Zusammenhang nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen. Ist sicher nicht bei allen Menschen so, aber sicher bei vielen.

Wie aber sieht es bei Kindern aus?

Gerade in Filmen für Kinder sind die Geschlechter-Stereotypen gerne ganz eindeutig: die Prinzessin und der Ritter, der sie rettet. Eine Studie (L. M. Dinella et al., 2017. Princesses, princes, and superheroes: children’s gender cognitions and fictional characters. J Genet. Psychol. 178(5):262-280) untersuchte deshalb, wie sehr Kinder diese Stereotypen wahrnehmen. Sie fanden – nicht überraschend, würde ich sagen – dass die Kinder tatsächlich stark Eigenschaften den jeweiligen Geschlechtern zuordneten. Gerade die älteren Kinder sahen Prinzessinnen als „eher für Mädchen“ an. Immerhin schienen Superhelden sowohl Mädchen als auch Jungen zugeordnet zu sein. Und: Mädchen waren etwas flexibler und gaben eher an, dass auch Jungs Prinzessinnen mögen können.

Nunja, wie dem auch sei, immerhin gibt es immer mehr Filme für Kinder, in denen die Rollenverteilung weniger starr ist, auch die Frauen natürlicher Superhelden-Funktionen übernehmen und Prinzessinnen nicht mehr nur gerettet werden müssen

Psychische Erkrankungen im Fernsehen

Auf einem anderen Gebiet gibt es auch für Erwachsene Fortschritte: Die Darstellung von psychischen Erkrankungen.
Im vergangenen Jahr untersuchte eine australische Forscherin verschiedene Fernsehserien, in denen die Hauptcharaktere unter verschiedenen psychischen Erkrankungen leiden: beispielsweise der drogenabhängige Sherlock Holmes und die CIA Agentin Carrie Mathison mit bipolarer Störung (R. C. Beirne 2018. Extraordinary minds, impossible choices: mental health, special skills and television. Med Humanit. E-pub ahead of print.)

Angesichts der Tatsache, dass Menschen mit psychischer Erkrankung (und ihre Angehörigen und Freunde) noch immer gegen Stigmata ankämpfen müssen, ist diese Entwicklung sehr positiv. Denn so können die Zuschauer sich in die Gefühlswelt dieser Charaktere hineinversetzen und vielleicht ein bisschen besser verstehen, was die Erkrankungen wirklich bedeuten. Zum Beispiel auch, dass solche Menschen nicht nur Defizite sondern auch außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen – Mr. Monk mit seiner Zwangsstörung verfügte beispielsweise über eine extrem gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe. Dazu kommt, dass einige der TV-Helden keine Medikamente nehmen, um ihre Fähigkeiten für ihren Beruf zu nutzen. Das unterstreicht die schwere Entscheidung, die manche Patienten treffen müssen: Irgendwie mit den Symptomen leben, oder durch Medikamente so neben sich zu stehen, dass ein normaler Alltag auch nicht unbedingt möglich ist.

Immerhin wird in der Forschung viel getan, um bessere Medikamente mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln. Doch wichtig ist es auch, am Verständnis von pychischen Erkrankungen zu arbeiten.

Fazit

So endete mein „Was soll denn die Studie über Star Wars Kostüme“ mit der wachsenden Erkenntnis, wie stark in Filmen und Serien eigentlich unser Weltbild verändert werden kann, zum Guten oder zum Schlechten.